Hass-Streaming: Warum Algorithmen wissen, was du nicht magst
Tech-Unternehmen wissen: Negative Impulse sind profitabler als positive. Online zählt nur Engagement, egal welches Gefühl dahintersteckt. Ein Klick aus Wut ist genauso wertvoll wie einer aus Freude.
Mit dem Streaming-Boom infiltrierte diese Internetlogik die Unterhaltungsbranche. Streaming-Dienste wollen Zuschauer binden und Abos sichern. Werbefinanzierte Plattformen brauchen kontinuierliches Sehen für Werbeeinnahmen. Loyalität ist wichtig, aber die Emotionen dahinter sind zweitrangig. Hauptsache, die Zuschauer schauen weiter, egal warum.
Das heißt nicht, dass Streaming-Dienste absichtlich nervige Inhalte produzieren. Wirtschaftlich gesehen sind Hass- und Lieblingsserien gleichwertig. Das galt schon für TV-Quoten, aber Streaming verstärkt den Effekt. „Emily in Paris“ zum Beispiel: Die Serie ist oberflächlich, die Handlung vorhersehbar. Trotzdem streamten 2020 in nur einem Monat 58 Millionen Haushalte die erste Staffel. Der Lockdown trug dazu bei, aber die Serie ist auch in der vierten Staffel ein Hit.
Hass-Streaming hat negative Folgen: Der Algorithmus lernt und empfiehlt ähnliche Serien, die man wahrscheinlich auch nicht mag.
Ähnlich wie Doomscrolling oder Streit mit Trollen verstärkt Hass-Streaming negatives Verhalten. Je öfter wir es tun, desto mehr prägt es sich ein und fördert eine zynische Weltsicht. Diese Negativität kann über die Unterhaltung hinausgehen und unsere gesamte Einstellung beeinflussen. Kurzfristig befriedigend, kann Hass-Streaming langfristig negative Auswirkungen haben.