Abyss: Südkoreanische Fantasyserie mit Schönheitsmakel
Der mystische Orb „Abyss“ im Zentrum der südkoreanischen Serie Abyss kann Tote wiedererwecken – jedoch in einer verwandelten Gestalt, die ihren inneren Seelen entspricht. Die Geschichte beginnt mit dem versehentlichen Tod von Cha Min, der von Sensenmännern mithilfe des Abyss wiederbelebt wird. Sein Aussehen verändert sich dramatisch: Aus einem von der Gesellschaft als „hässlich“ wahrgenommenen Mann wird ein gutaussehender Adonis.
Cha Mins neue Macht führt zur ungewollten Wiederauferstehung eines Serienmörders und setzt eine Kette von Ereignissen in Gang. Auch die Staatsanwältin Go Se-yeon, die in ihrer Wohnung ermordet wurde, erhält eine zweite Chance durch den Abyss. Ihre Wiederauferstehung führt jedoch zu einem gewöhnlicheren Aussehen, sodass sie sich für einen Großteil der Serie als Kollegin ausgibt. Der mächtige Abyss-Orb verschwindet nach der Wiederbelebung des Serienmörders und bleibt bis zum Tod einer wichtigen Figur weitgehend abwesend, wird aber selbst dann nicht benutzt.
Abyss fesselt zunächst mit Spannung und Intrigen. Die erste Hälfte, die zur vermeintlichen Ergreifung des Serienmörders führt, ist fesselnd geschrieben. Das Geheimnis um den Abyss und seine Kräfte hält die Zuschauer in Atem. Das Verschwinden von Go Se-yeons Leiche aus ihrem Grab verkompliziert die Ermittlungen zusätzlich und lenkt den Fokus vom Mörder auf die vermisste Leiche. Leider wird diese spannende Geschichte nie aufgelöst und hinterlässt ein loses Ende.
Im weiteren Verlauf verliert die Serie an Fahrt. Cha Mins neue Identität wird schnell akzeptiert und die Suche nach dem Komplizen des Serienmörders wird verworren. Familiendynamiken und die unerwartete Rückkehr der Frau, die Se-yeon verkörperte – nun mit plastischer Chirurgie –, verkomplizieren die Handlung zusätzlich. Die Romanze zwischen den Hauptfiguren entwickelt sich langsam über mehrere Episoden und bietet eine überzeugende Charakterentwicklung. Die Darstellung von Schönheitsstandards, bei der Park Bo-youngs Gesicht als schlicht und Cha Mins verwandeltes Aussehen als ideal dargestellt wird, stößt jedoch auf Kritik. Die Enthüllung des zweiten Bösewichts verliert an Spannung, da seine Identität frühzeitig offensichtlich wird.
Trotz ihrer Schwächen bietet Abyss bemerkenswerte Leistungen. Interessanterweise spielt Han So-hee, bekannt aus dem umstrittenen Drama Nevertheless, Cha Mins Ex-Verlobte. Während Nevertheless toxisches Verhalten romantisierte, bietet Abyss eine andere Perspektive auf komplexe Beziehungen und moralische Dilemmata. Die Serie bleibt letztendlich hinter ihrem anfänglichen Versprechen zurück, doch die einzigartige Prämisse und die faszinierenden Charaktere bieten dennoch fesselnde Momente.