Deadwood: Der legendäre Western im deutschen Fernsehen
Doch zwischen all den Flüchen blitzten plötzlich fast Shakespeare’sche Eloquenz auf. Al Swearengen (Ian McShane), der Zuhälter und Saloonbesitzer der Stadt, tröstete einen gekränkten Handlanger: „Was auch immer vor uns liegt, welche grauenhaften Abscheulichkeiten und Zwietracht auch immer, du und ich gehen gemeinsam hinein, wie immer.“
Fans der Fernsehserie Deadwood – und davon gab es von Anfang an viele – verliebten sich in Swearengen, den mörderischen, hinterhältigen und weltmüden Gangsterboss des Alten Westens. Die Serie hatte zwar einen vermeintlichen Helden, Seth Bullock (Timothy Olyphant), einen ehemaligen Marshal, der zum Ladenbesitzer wurde, aber Swearengen war der wahre Star, ein komplexer, betörender Antiheld unter den sogenannten schwierigen Männern des zweiten goldenen Zeitalters des Fernsehens.
Deadwood war gesetzloses Gebiet, was interessant war, da Serienschöpfer David Milch seine Fähigkeiten bei „Hill Street Blues“ und „NYPD Blue“ verfeinerte, zeitgenössischen Cop-Shows, die schließlich den TV-Western beinahe auslöschten. Es schien passend, dass er Wiedergutmachung leisten würde, indem er sich mit der Gesetzlosigkeit und der Unordnung der Grenze auseinandersetzte. In einem Interview aus dem Jahr 2004 erklärte Milch, dass er den „Urschleim“ der Strafverfolgung erforschen wollte. In der Fernsehserie Deadwood war Rache mit Peer-Review das, was der Gerechtigkeit am nächsten kam.
Ich war sogar noch mehr von Calamity Jane (Robin Weigert) angetan, der profanen und betrunkenen Kumpanin von Wild Bill Hickok (Keith Carradine) – beides historische Figuren, die von Milch für die Deadwood-Serie neu interpretiert wurden. Jane kleidete sich, trank, fluchte und kämpfte wie ein Mann, aber wenn sie Wild Bill ansah, wurde ihr Gesicht weich mit einer altjüngferlichen Sehnsucht, die herzzerreißend war. Dann meldete sich jemand anderes zu Wort, und sie verfiel wieder in ihr übliches knurrendes, tyrannisches Verhalten.