
Fernsehen der 70er: Revolution im US-Fernsehen
Das US-Fernsehen der 1970er Jahre war stark von den „Großen Drei“ – NBC, ABC und CBS – geprägt. Diese Sender kontrollierten Produktion, Vertrieb und sogar die Eigentumsrechte vieler beliebter Sendungen. Besorgt über diese vertikale Integration und die wachsende Macht der Sender griff die Federal Communications Commission (FCC) mit neuen Regulierungen ein.
1970 führte die FCC die „Financial Interest and Syndication Rules“ (Fin-Syn) und die „Prime Time Access Rule“ (PTAR) ein. Ziel war es, die Kontrolle der „Großen Drei“ zu begrenzen und einen wettbewerbsfähigeren Markt für unabhängige Produzenten und Sender zu schaffen.
Fin-Syn beschränkte den Besitz und die finanzielle Beteiligung der Sender an Fernsehprogrammen über die Erstausstrahlung hinaus. Die Sender konnten nicht mehr von der Syndizierung profitieren, insbesondere nicht auf dem heimischen Markt. PTAR beschränkte die Sendezeit der Networks in der Primetime und verpflichtete sie, eine halbe Stunde an lokale Sender für deren eigene Programme abzutreten. Diese Regeln veränderten die Produktions-, Vertriebs- und Sendelandschaft des Fernsehens der 70er Jahre drastisch.
Diese Veränderungen führten zu einer Verschiebung bei den produzierten Sendungen. Die Sender, die sich nicht mehr auf Eigenproduktionen verlassen konnten, suchten nach Inhalten von unabhängigen Produktionsfirmen. So entstanden sozialrelevante Programme für ein sich wandelndes Publikum.
Unabhängige Studios wie Tandem Productions von Norman Lear und Bud Yorkin und MTM Enterprises von Mary Tyler Moore und Grant Tinker florierten unter diesen neuen Regeln. Serien wie „Die Mary Tyler Moore Show“, „M*A*S*H“ und „All in the Family“, alle von unabhängigen Studios produziert, erreichten immense Popularität und markierten ein goldenes Zeitalter des Fernsehens in den 70er Jahren. Diese Programme sprachen ein jüngeres, städtisches Publikum an und spiegelten den gesellschaftlichen Wandel wider.
Auch der Syndizierungsmarkt veränderte sich. Die Erstausstrahlungssyndizierung, bei der Sendungen direkt auf lokalen Sendern und nicht auf Networks Premiere feierten, florierte. Lokal produzierte Programme wie „Soul Train“ und „Die Muppets“ erlangten durch diesen neuen Weg nationale Bekanntheit. So konnten vielfältige Stimmen und innovative Formate ein breiteres Publikum erreichen.
Die Lockerung der Netzwerkkontrolle ermöglichte auch die Wiederbelebung älterer Sendungen durch Off-Network-Syndizierung. Lokale Sender und unabhängige Stationen konnten Programme kuratieren, die den Geschmack ihrer Communitys widerspiegelten.
Die Fernsehlandschaft entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten mit dem Aufkommen des Kabelfernsehens, neuen Sendern wie FOX und dem Videorekorder weiter. Die Fin-Syn- und PTAR-Regeln wurden in den 1990er Jahren zwar gelockert und aufgehoben, doch ihr Einfluss auf die Branche ist unbestreitbar. Sie haben die Struktur des Primetime-Fernsehens und den Syndizierungsmarkt grundlegend verändert und den Weg für die vielfältige und wettbewerbsfähige Fernsehlandschaft geebnet, die wir heute kennen.