True Crime im Fernsehen: Warum faszinieren uns Serienmörder?
Unsere Faszination für Serienmörder hat unzählige Dokumentationen, Filme und vor allem Fernsehserien hervorgebracht. Von der erschreckenden Genauigkeit von „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ bis hin zu fiktionalisierten Darstellungen wie „You“ bleibt die Frage: Warum fesseln uns Serienmörder-Serien so sehr? Netflix‘ Dahmer beispielsweise wurde zur viertmeistgesehenen Serie und erreichte weltweit 856,2 Millionen Sehstunden. Dieses weitverbreitete Interesse deutet auf eine tiefere gesellschaftliche Faszination hin.
Als Zuschauer sehnen wir uns nach dem Nervenkitzel des Unvorhersehbaren. Die Spannung, nicht zu wissen, was als nächstes passiert, hält uns an den Bildschirmen fest, selbst wenn das Thema verstörend ist. Serienmörder verkörpern von Natur aus diese Unvorhersehbarkeit. Ihre Handlungen widersetzen sich Logik und Erwartungen, was sie zu fesselnden Themen für dramatisches Storytelling macht. Diese inhärente Spannung, gepaart mit dem oft rasanten Tempo dieser Serien, schafft ein schockierendes und dennoch elektrisierendes Seherlebnis.
Eine Umfrage von Morning Consult ergab, dass 62 % der amerikanischen Erwachsenen True-Crime-Dramen mögen, wobei sich 25 % als begeisterte Fans bezeichnen. Der Hauptgrund? Der Wunsch, die Psychologie des Mörders zu verstehen – das „Warum“ hinter ihren schrecklichen Taten zu ergründen. Dies deckt sich mit unserem evolutionären Instinkt zur Selbsterhaltung. Indem wir die Motivationen von Raubtieren verstehen, fühlen wir uns besser gerüstet, uns und unsere Lieben zu schützen. 72 % der Befragten stimmten zu, dass True-Crime-Inhalte sie über die Welt besser informieren, was den wahrgenommenen Bildungswert dieser Serien unterstreicht. Inzwischen führten 84 % ihr Interesse auf die Spannung und den Adrenalinschub zurück und suchten Flucht durch fiktionalisierte Angst. Letztendlich finden Serienmörder-Erzählungen Anklang, weil sie Urängste und Überlebensinstinkte ansprechen und gleichzeitig ein Gefühl der Vertrautheit durch identifizierbare Opfer und Strategien zur Überwindung des Bösen bieten.
Die Besetzung attraktiver Schauspieler wie Zac Efron als Ted Bundy, Penn Badgley als Joe Goldberg in „You“ und Evan Peters als Jeffrey Dahmer trägt weiter zur Popularität dieser Serien bei. Diese Schauspieler haben eine große Fangemeinde, die unabhängig vom Thema einschaltet. Dies wirft jedoch die Frage der Romantisierung auf. Bundys Fall zum Beispiel verdeutlicht die beunruhigende Gegenüberstellung von Attraktivität und schrecklichen Taten. Der Gerichtssaal während seines Prozesses war voller junger Frauen, die begierig darauf waren, ihn zu sehen. Die Besetzung von Frauenschwärmen wie Efron in diesen Rollen zieht unweigerlich Zuschauer an, die von der Attraktivität des Schauspielers angezogen werden, was möglicherweise die Grenzen zwischen Faszination und Romantisierung verschwimmen lässt. Der Kontrast zwischen dem äußeren Erscheinungsbild des Mörders und seiner inneren Verdorbenheit wird zu einem zentralen Punkt, der durch Casting-Entscheidungen verstärkt wird, die die körperliche Attraktivität betonen.
Unsere Besessenheit von Serienmörder-Serien ist ein komplexes Phänomen. Sie ergibt sich aus einer Kombination von evolutionären Instinkten, dem Wunsch nach spannender Unterhaltung und der oft unbeabsichtigten Romantisierung dieser Figuren durch Casting- und narrative Entscheidungen. Ob wir nun die dunkelsten Winkel der menschlichen Psyche verstehen wollen oder einfach nur nach einer spannenden Flucht suchen, Serienmörder-Serien fesseln weiterhin unsere kollektive Faszination.