Der Schein trügt: Charakterstudie einer Fernsehserie
Ich schaute weiter, hoffte auf eine Verbindung zu den Charakteren dieser Serie über eine scheinbar oberflächliche, verwöhnte und unausstehliche Gruppe von Menschen. Ich erhoffte mir Lachen, vielleicht sogar Empathie. Stattdessen empfand ich nach Folge sieben eine so intensive Abneigung gegen jede Figur, dass ich mir ein katastrophales Ereignis wünschte, das sie alle auslöschen würde. Dann eine Erkenntnis: Ich musste nicht weiterschauen. Ich konnte einfach aufhören. Die Grundidee war vielversprechend, aber die Umsetzung scheiterte an dem Mangel an einer einzigen nachvollziehbaren oder auch nur ansatzweise sympathischen Figur.
Tambor und Hoffman liefern außergewöhnliche Leistungen ab und verkörpern ihre Rollen so vollständig, dass es schwerfällt, sie sich als jemand anderen vorzustellen. Als Schauspieler verdienen sie Respekt, insbesondere Hoffman, dessen Arbeit auf eine neue Art und Weise beeindruckt. Die Charaktere selbst bleiben jedoch unsympathisch und distanziert. Obwohl ich mit Maura mitfühlen möchte, verhindern ihre Unehrlichkeit, Oberflächlichkeit und Selbstsucht jede echte Verbindung.
Die übrigen Schauspieler, mit einer Ausnahme, sind kompetent, schaffen es aber im Gegensatz zu Tambor und Hoffman nicht, ihren ermüdenden, narzisstischen Charakteren Tiefe zu verleihen. Judith Light, brillant in „Save Me“, ist diese Ausnahme. Hier fehlt ihrer Darstellung einer jüdischen Matrone aus Südkalifornien die Subtilität und Intelligenz. Sie greift auf ein schrilles und aufdringliches Stereotyp zurück, das jede Spur von Menschlichkeit verschleiert.
Die Dialoge sind oft clever und die Produktionsqualität ist hoch. Diese Serie hätte wirklich außergewöhnlich sein können, wenn auch nur eine Figur nachvollziehbar oder einnehmend gewesen wäre. Der grundlegende Fehler liegt in der Unfähigkeit, sich mit den zutiefst unsympathischen Charakteren zu identifizieren, was das gesamte Erlebnis frustrierend und letztendlich unbefriedigend macht.